In den USA läuft in wenigen Tagen die Frist ab, die Tiktok noch für ihren Verkauf bleibt. Unklar ist immer noch, wer die Videoplattform übernehmen will. Jetzt hat Amazon offenbar ein entsprechendes Angebot zur Übernahme eingereicht, melden die New York Times und andere US-Medien auf der Basis von drei Quellen aus den mit dem Sachverhalt vertrauten Unternehmen.
Es handelt sich dabei übrigens laut den Berichten offenbar nicht um Verhandlungen mit der chinesischen Unternehmensgruppe Bytedance selbst, die unter anderem auch in China das Tiktok-ähnliche Douyin betreibt, sondern um ein Schreiben an den US-Vizepräsidenten J. D. Vance sowie den US- Handelsminister Howard Lutnick.
Tiktok wäre für Amazon eine spannende Ergänzung
In den letzten Tagen hatten mehrere Investor:innen Angebote unterbreitet, darunter der IT-Konzern Oracle, dem bislang gute Chancen eingeräumt werden. Doch auch das Angebot von Amazon, das, so berichten des die US-Medien, zunächst nicht sonderlich ernst genommen wurde, hätte Chancen, auch und insbesondere, weil Jeff Bezos zuletzt die Nähe zum US-Präsidenten gesucht hatte. Trump sagte, es gebe „verschiedene Wege, Tiktok zu kaufen“ und man werde den finden, der für die USA am besten sei. Ein erstaunlicher Weg für einen Besitzerwechsel ist allerdings, dass die Politik hier überhaupt in diesem Umfang und in dieser Form Einfluss nimmt.
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Für Amazon könnte die Akquisition aus zwei Gründen passen. Denn zum einen ist das Unternehmen aufgrund seiner AWS-Cloud quasi aus dem Stand heraus in der Lage, die passende Infrastruktur bereitzustellen, zum anderen fehlt Amazon ein soziales Netzwerk, das schon im Hinblick auf die Marketingbestrebungen rund um Werbeformate und Retail Media eine geeignete Ergänzung sein könnte. Tiktok Shop wäre eine Social-Commerce-Spielart, von der auch der Amazon Marketplace profitieren könnten. Nicht zuletzt hatte Amazon erst kürzlich bei Amazon Inspire den Stecker gezogen, einem Tiktok-ähnlichen Shopping-Feed, der in der Erprobung war.
Verlängerung des Schwebezustands möglich
Eigentlich hätte Tiktok aufgrund eines US-Gesetzes spätestens am 19. Januar in den USA vom Netz genommen werden müssen oder seitens der chinesischen Besitzer Bytedance verkauft werden müssen. Die diesbezüglich durch Präsident Trump eingeräumte Frist von 75 Tagen endet demnach am 5. April. Es sei aber, so erklärte der US-Präsident, durchaus auch möglich, eine weitere Fristverlängerung zu gewähren. Das Gesetz sieht diese allerdings nicht vor.
Ob also wirklich in den nächsten Tagen die Verhandlungen für einen Tiktok-Verkauf unter Dach und Fach gebracht werden, ist offen. Bytedance selbst erklärt weiterhin, eine Abspaltung des US-Geschäfts von Tiktok sei zum einen nicht so einfach möglich, zum anderen wirtschaftlich nicht sinnvoll. Wer sich letztlich durchsetzt, bleibt abzuwarten.