Der Sommer kommt und damit auch steigende Temperaturen. Die sommerlichen Temperaturen können aber für alte, unsanierte Beton-Autobahnen eine ernste Gefahr darstellen. Für solche bisher nicht sanierten Autobahnabschnitte kommen nun wieder Geschwindigkeitsbegrenzungen. So wie jetzt auf der A93 von Regensburg Richtung Süden. Das berichtet die Mittelbayerische Zeitung.
Auf besagter A93 gelten ab Mai zwischen den Anschlussstellen Saalhaupt und Elsendorf folgende Tempolimits:
- 120 km/h für Autos
- 80 km/h für Motorräder
Die Betonfahrbahn dort stammt aus den 1980er-Jahren. Die ursprüngliche Nutzungsdauer der Fahrbahn sei längst überschritten. Bei großer Hitze kann der Fahrbahnbelag aufbrechen oder sich aufwölben. Bei so einem Blow-Up verunglückte 2013 ein Motorradfahrer auf der A93 bei Abensberg tödlich (siehe weiter unten).
Besagter Bauabschnitt muss komplett saniert werden. Bis diese Sanierung erfolgt, sollen Tempolimits das Risiko für Auto- und Motorradfahrer reduzieren. Die A93 südlich von Regensburg ist aber nur ein Beispiel für dieses Problem, das grundsätzlich bei allen unsanierten Autobahnabschnitten auftreten kann. In Bayern sind auch noch Abschnitte auf der A3 (zwischen dem Autobahnkreuz Deggendorf und Anschlussstelle Hengersberg) und der A92 (zwischen den Anschlussstellen Oberschleißheim und Anschlussstelle Eching Ost, zwischen den Anschlussstellen Freising Süd und Anschlussstelle Freising Ost sowie zwischen Landshut West und Dingolfing Ost) betroffen, wie der Bayerische Rundfunk ergänzt.
Wichtig: Achten Sie also immer auf entsprechende Durchsagen im Verkehrsfunk und auf entsprechende Warnungen im Internet.
Blow-up: Darum geht es und deshalb ist er so gefährlich
Nach den tiefen Temperaturen im Winter lässt heftige Sommerhitze (teilweise in Kombination mit dem immer noch recht kühlen Boden) an vielen Stellen im Bundesgebiet die Fahrbahndecken aufplatzen. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von sogenannten Blow-ups. Dabei reißt binnen weniger Sekunden die Fahrbahndecke auf und ein Teil der abgerissenen Fahrbahndecke hebt sich. Und bildet damit eine Art Sprungschanze, von der die darüber hinweg fahrenden Autos, LKWs und Motorräder regelrecht abheben.
Das Problem betrifft in dieser Art übrigens nur Fahrbahnen, die aus Betonplatten gebildet werden. Asphalt-Fahrbahnen können unter extremer Hitzeeinwirkung zwar auch Veränderungen zeigen, wie Spurrillen beispielsweise, sie platzen aber nicht so gefährlich auf.
Vorbeugende Maßnahmen
In den letzten Jahren haben die Autobahnmeistereien die bekannten gefährdeten Autobahnabschnitte prophylaktisch präpariert, wie der Bayerische Rundfunk berichtete. Die Betondecken wurden in den letzten Jahren in regelmäßigen Abständen aufgeschnitten, und in diese Entlastungsschnitte brachten die Arbeiter Asphalt ein. Der Asphalt kann ich ausdehnen, was die Betonplatten entlastet und so die lebensgefährlichen Blow-Ups verhindern soll. Zudem machen die Autobahnmeistereien regelmäßig Kontrollfahrten auf den fraglichen Autobahnabschnitten.
Blow-Ups können nur auf Beton-Autobahnen auftreten.
Hintergrund: Die Blow-Up-Entwicklung seit 2021
Mit zunehmender Hitze kehrt alljährlich eine Gefahr für Autofahrer und besonders für Motorradfahrer zurück: Blow-Ups, also aufplatzende Autobahnen mit Fahrbahnen aus Beton-Elementen. Dieses Problem existiert nicht nur in den unter besonders großer Hitze leidenden Bundesstaaten im Südwesten der USA, wie etwa dieser Tweet illustriert, sondern auch in Deutschland.
Verkehrsteilnehmer sollten an heißen Sommertagen also besonders umsichtig und bremsbereit auf (meist älteren) Autobahnen mit Beton-Fahrbahnen unterwegs sein. Verfolgen Sie die Verkehrsnachrichten nach entsprechenden Hinweisen. Zudem müssen Sie gegebenenfalls mit zeitweisen Tempolimits rechnen – damit wollen Autobahnmeistereien und Polizei das Unfallrisiko auf gefährdeten Abschnitten reduzieren.
Tipp: Erkundigen Sie sich am besten vor Fahrtantritt im Internet oder auf den Webseiten der Regionalpresse, ob auf der von Ihnen befahrenen Autobahn ein Tempolimit wegen Blow-up-Gefahr gilt und fahren Sie dann gegebenenfalls früher los. Navigationsgeräte mit Echtzeit-Verkehrsinformationen weisen ebenfalls auf diese Tempolimits hin und berücksichtigen die dadurch verursachten Verzögerungen bei der Berechnung der Ankunftszeit.
Sollten Sie Blow-Ups während der Fahrt entdecken, die noch nicht im Verkehrsfunk oder in den Echtzeitverkehrsinformationen von Tomtom, Garmin, Here oder Google Maps sowie Apple Karten auftauchen, dann informieren Sie die Polizei.
2013 auf der A93: Tödlicher Unfall wegen Blow-up
Genau so ein Blow-up passierte im Jahr 2013 auf der Autobahn A93 vom Autobahnkreuz Hallertau Richtung Regensburg ziemlich genau auf der Höhe der Autobahnauffahrt Abensberg. Dort verwandelten sich ein BMW, ein Fiat, ein Kastenwagen und ein Porsche in Fluggeschosse, bis schließlich auch ein Harley-Davidson-Fahrer abhob. Und so schwer stürzte, dass er an den Folgen verstarb. Die Bremsspuren der verunglückten Fahrer konnte man noch viele Monate auf dem Belag der Autobahn erkennen. Die Autobahnmeisterei zog die Notbremse und verhängte auf dem betroffenen Fahrbahnabschnitt ein Tempolimit.
Gegen solche Blow-ups sind Autofahrer nahezu hilflos, die Hebung beziehungsweise Senkung der Fahrbahn passiert binnen weniger Sekunden. Einziger Schutz: Langsamer als sonst fahren, damit man im Falle des Falls vielleicht doch noch rechtzeitig vor der Abbruchkante zu stehen kommt oder zumindest mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit über die Abbruchstelle hinwegfährt – und dann dementsprechend nicht so stark abhebt.
Wer haftet?
Der ADAC weist darauf hin, dass bei Unfällen oder Schäden am Fahrzeug durch Blow-ups der Geschädigte nachweisen muss, dass die zuständige Autobahn-Meisterei ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht nachgekommen ist. Dies dürfte angesichts der häufig spontan auftretenden Aufwölbungen sehr schwierig sein. Somit bleibt Autofahrern nichts anderes übrig, als – wie oben bereits von uns empfohlen – das Tempo zu drosseln, den Abstand zum Vordermann zu vergrößern und Schäden unverzüglich zu melden.