Viele PC-Enthusiasten achten sehr darauf, welche Grafikkarte und welchen Prozessor Sie kaufen. Doch oft passieren Fehler beim Kauf des PC-Gehäuses, weil diese Komponente stark unterschätzt oder einfach das günstigste Gehäuse genommen wird, um Geld zu sparen.
Das kann im Endeffekt aber zu echten Problemen führen, wenn der PC fertig gebaut werden soll. Daher gehen wir Schritt für Schritt die Punkte durch, die Sie beim Gehäuse-Kauf beachten müssen, und welche Fehler Sie unbedingt vermeiden sollten. Am Ende geben wir noch Tipps für Top-Gehäuse in drei verschiedenen Preisbereichen.
1. Größe und Formfaktor müssen stimmen
Erst einmal sollten Sie sich kein Gehäuse holen, in das am Ende nicht alle Komponenten hineinpassen. Wir unterscheiden hier zwischen Formfaktor und Größe. Der Formfaktor zeigt, ob Ihr Mainboard überhaupt ins Gehäuse passt. Üblich sind von groß nach klein ATX, Micro-ATX und Mini-ITX. Es gibt auch noch XL-ATX und E-ATX, die etwas größer sind als ATX, werden in Gaming-PCs aber kaum verwendet.
Große Gehäuse unterstützen oft auch die kleinen Formfaktoren, umgekehrt ist das natürlich schwierig. Aber das ist nicht das Einzige, worauf Sie achten müssen. Wenn Sie etwa versuchen, eine RTX 5080 in ein Mini-ITX-Gehäuse zu packen, merken Sie schnell, dass das nicht passen wird. Also müssen Sie auch darauf achten, dass das Gehäuse genug Platz für alle Komponenten bietet. Grafikkarten, AIOs, Lüfter, Netzteile, das sind alles Komponenten, die es in sehr unterschiedlichen Größen gibt (siehe nächster Tipp).
Zunächst schauen wir uns aber die üblichen Gehäuse-Größen an. Das sind Big-Tower, Midi-Tower, Mini-Tower und ITX. Big Tower bieten am meisten Platz, hier passen alle üblichen Mainboard-Größen rein und oft werden auch noch XL-ATX und/oder E-ATX unterstützt. In diesen Gehäusen haben Sie reichlich Platz für Komponenten und in der Regel auch für das Kabelmanagement.
Midi-Tower sind etwas kleiner, ATX-Boards passen da noch rein, E-ATX aber nicht immer. Bei Midi- und bei Big-Towern sollte eigentlich immer genug Platz für alle Komponenten vorhanden sein. Kompakt wird es dann bei Mini-Towern, da passt dann nur noch Micro-ATX und kleiner rein, und bei ITX-System dann logischerweise nur noch ITX.
Welche Größen welche Formfaktoren unterstützen, ist aber nicht immer gleich. Deswegen sollte man das immer noch einmal überprüfen.
Lesetipp: So vermeiden Sie es, ein zu kleines oder zu großes PC-Gehäuse zu kaufen
2. Passen alle Komponenten?
Um zu überprüfen, welche Komponenten in Ihr PC-Gehäuse passen, können Sie auf Geizhals schauen. Dort sind nämlich alle wichtigen Informationen aufgelistet. Suchen Sie etwa einen Midi-Tower, sehen Sie direkt alle Sortiermöglichkeiten.

Mit einem Klick auf ein bestimmtes Gehäuse können Sie unter “Unterstützte Mainboards” sehen, welche Formfaktoren passen. In diesem Fall passt alles bis E-ATX rein. Aber auch die Komponenten müssen passen. Zusätzlich brauchen Sie drei weitere Angaben: Netzteil, CPU-Kühler und Grafikkarten.
In diesem Fall haben wir ein ATX-Netzteil, also die Standardgröße. Achtung: ATX-Netzteile haben unterschiedliche Tiefen. Die sollte ebenfalls dabeistehen. Für kompakte Builds gibt es SFX und SFX-L-Netzteile. Als weitere Angabe prüfen Sie, wie groß Ihr CPU-Lüfter und Ihre Grafikkarte maximal sein dürfen. Beim CPU-Lüfter geht es um die Höhe, also wie weit der Lüfter vom Mainboard absteht. Und bei der GPU geht es um die Länge von der Slotblende gemessen.
In der Übersicht sehen Sie auch, wie unterschiedlich viel Platz Ihr Gehäuse noch hat, und wie das Gehäuse aufgebaut ist. Diese Infos stehen meistens bei Geizhals, falls nicht, müssen Sie sich auf der Webseite des Herstellers umschauen. AIOs und Gehäuselüfter müssen natürlich auch passen, das ist gleich der nächste Punkt.
3. Airflow, Lüfter, AIO
Einen anständigen Airflow hinzubekommen, ist zwar keine Wissenschaft. Aber das richtige Gehäuse dafür zu finden, ist nicht unbedingt einfach. Und es gibt ein paar Fallen, in die Sie nicht reintappen sollten. Unsere Empfehlung: keep it simple. Hersteller kommen gerne mal mit den ausgefallensten „Kühllösungen“, die aber schnell in diese Hose gehen.
Das Prinzip ist relativ einfach: Sie müssen möglichst viel kalte Luft in das Gehäuse hineinbekommen, und dann warme Luft wieder herausbekommen. Am einfachsten geht das mit einer Mesh-Front, das sind perforierte Gitter. Wenn Sie einen Luft-Kühler für Ihre CPU benutzen, ist eine Mesh-Front sehr zu empfehlen. Da passen in der Regel zwei bis drei Lüfter rein, Sie haben einen ordentlichen Luftdurchsatz und die kalte Luft ist direkt auf die GPU und den CPU-Kühler gerichtet. Hinten noch ein Lüfter, der herauspustet, und Sie haben ein Überdruck-System, das für die meisten Configs völlig ausreicht.
Manche Gehäuse haben auch schon Lüfter vorinstalliert, was Sie ebenfalls bei Geizhals nachprüfen können. Hier sehen Sie auch, welche Lüfter an welcher Stelle im Gehäuse überhaupt kompatibel sind. So kann es etwa sein, dass bei einem Gehäuse in die Front entweder ein 140er-Lüfter, zwei 140er oder drei 120er passen. Wenn hinter einem Lüfter nicht „optional“ steht, dann ist dieser schon vorinstalliert.
Es gibt noch weitere Wege, einen guten Airflow herzustellen. Mit einer AIO, also einer All-in-one-Lösung, sieht alles auch wieder ganz anders aus. Da müssen wir erst einmal sehen, welche Radiatoren überhaupt in das Gehäuse passen. Bei Geizhals sehen Sie ebenfalls, welche Radiator-Größen wo platziert werden können.
Bei dem Corsair-Gehäuse (siehe Bild weiter oben) passt vorne, oben und rechts alles bis 360 Millimeter. Hinten, wo sonst der einzelne Lüfter sitzt, würde stattdessen auch eine 120er AIO hinpassen. Mit einer AIO ist dann auch eine Mesh-Front nicht mehr so wichtig, außer Sie wollen genau dort den Radiator hinpacken.
Dennoch sollten Ihre Komponenten nicht zu heißen werden, also brauchen Sie auch mit AIO einen ordentlichen Airflow im Gehäuse. Es ist aber nicht mehr wichtig, dass dieser auf die CPU ausgerichtet ist, deshalb sollten Sie etwas kreativer dabei sein, wo Sie die Lüfter anbringen. Das gilt vor allem für Big- und Midi-Tower. Wenn Sie hingegen ein sehr kompaktes System bauen, dann sollten Sie sich mehr Gedanken über die Kühlung machen und vielleicht ein paar Tutorial-Videos dazu ansehen.
4. Anschlüsse und Ausstattung
Viele achten beim Gehäuse-Kauf nicht allzu genau auf die Anschlüsse und Ausstattung. Das ist aber ein großer Fehler! An Anschlüssen gibt es außen am Gehäuse in der Regel USB-A, Kopfhörer, vielleicht Mikrofon oder USB-C. Die genauen USB-Standards sollten Sie aber auch prüfen. Außerdem haben nicht alle Gehäuse vorderseitige Anschlüsse, was wichtig sein kann.
Was die Ausstattung angeht, sollten Sie, wie zuvor erwähnt, auf das Vorhandensein (oder Nichtvorhandensein) von vorinstallierten Lüftern achten. Zudem sollten Sie überlegen, wie viele SSDs und Festplatten Sie verbauen wollen. Zwar brauchen Gaming-PCs kaum noch Festplatten, aber zumindest eine 2,5-Zoll-SSD benutzen immer noch viele. Sie können wieder in Geizhals nachsehen, wie viel Platz dafür vorhanden ist, meist unter “Intern”.
Mini-Tipp: Kabelmanagement
Bevor wir zum letzten Punkt kommen, noch ein paar Worte zum Thema Kabelmanagement. Sie können schlecht anhand von Geizhals ablesen, wie gut ein Gehäuse für Kabelmanagement geeignet ist. Hier sollten Sie also genau die verfügbaren Produktbilder ansehen.
Achten Sie darauf, ob genug Kabeldurchführungen vorhanden sind, und ob auf der Rückseite auch genügend Tiefe für die ganzen Kabel vorhanden ist. Wenn Sie ein Gehäuse in der engeren Auswahl haben, sehen Sie sich ruhig auch ein paar Videos dazu an (sofern möglich).
5. Qualität und Preis
Schließlich müssen wir auch über den Preis sprechen. Wie viel muss man denn für ein ordentliches Gehäuse ausgeben? Ein anständiges Gehäuse muss zwar nicht teuer sein, aber Sie sollten trotzdem nicht nur aufs Geld schauen. Auch günstige Gehäuse können mit allen wichtigen Anschlüssen und anständigen Lüftern ausgestattet sein. Aber ein 40-Euro-Gehäuse besteht meistens aus sehr dünnen Materialien und ist nicht so gut verarbeitet wie ein teures Gehäuse.
Am Ende muss das Gehäuse aber vor allem zu Ihrem Budget passen. Sie können sich natürlich einen 2.500-Euro-PC zusammenstellen, und diesen dann in ein billiges Gehäuse packen. Das sieht dann aber nicht unbedingt gut aus. Als Faustregel kann man stattdessen immer mit fünf bis zehn Prozent des Budgets für das Gehäuse rechnen. Also bei einem 1000-Euro-PC kann man durchaus nach Gehäusen zwischen 50 und 100 Euro schauen.
Das ist natürlich nur eine grobe Empfehlung, denn teurer und günstiger geht immer. Außerdem können Sie gezielt nach Angeboten Ausschau halten oder mehrere Gehäuse, die passen würden, auf Ihre Wunschliste setzen, bis der nächste Sale kommt. Aber wir finden, das ist ein ganz guter Rahmen.
Unsere Empfehlungen
Hier kommen nun unsere Empfehlungen für jeden Preisbereich. Diese Gehäuse punkten in unseren Augen mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Natürlich müssen Sie aber auch zu Ihren individuellen Ansprüchen passen, weshalb man keine pauschalen Empfehlungen geben kann. Sie können sich diese PC-Gehäuse aber zumindest mal merken als potenzielle Kandidaten:
- Bis 60 Euro: Endorfy Ventum 200 Air (Midi-Tower, vier vorinstallierte Lüfter (ohne RGB), Glasfenster, Staubfilter, gute Kabelführung und viel Platz für Kabelmanagement)
- 60 bis 100 Euro: Corsair Frame 4000D (Midi-Tower, sehr gut verarbeitet, gut durchdachtes Kabelmanagement, guter Airflow, wahrscheinlich das Corsair-Gehäuse mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis, allerdings nur zwei Lüfter vorinstalliert ohne RBG)
- 100 bis 150 Euro: Be Quiet Light Base 900 (Big-Tower, Doppelglaswand, abnehmbare Füße, super Verarbeitung, nur in der DX-Variante ohne Lüfter für den Preis, mit vier vorinstallierten Lüftern sind es knapp über 200 Euro)