Der neue Midi-Tower Corsair Frame 4000D (ARGB) will im gehobenen Einstiegssegment mit einem modularen Aufbau und variablen Lüfterschienen („Infinirail“) Highlights setzen. Isoliert betrachtet geht das Konzept im Test auch auf, aber an anderer Stelle leistet sich das Gehäuse dafür Schnitzer.
Modulare Neuauflage
Mit dem zur CES 2025 im Januar präsentierten Frame 4000D knüpft Corsair an das knapp fünf Jahre alte 4000D Airflow (Test) an und legt es in einigen Punkten sogar vollends neu auf. Während sich das neue Frame 4000D äußerlich stark an seinen Vorgänger anlehnt, soll ein modularer Aufbau mitsamt einem variablen Lüftersystem den aktuellen Anforderungen gerecht werden und im Test punkte sammeln. Dem ist auch so, aber an anderer Stelle gibt es Probleme. Alle Details im nachfolgenden Artikel.
Während die Vorgängerserie noch auf vier Ableger fußte, die sich neben der vorinstallierten Lüfterausstattung vorrangig hinsichtlich Front- und Seitenelement unterschieden, ist das bei allen drei Modellen des Corsair Frame 4000D identisch. Unterschiede finden sich alleinig bei der Lüfterausstattung. Das rund 100 Euro teure Basismodell verzichtet auf Lüfter. Für einen Aufpreis von 10 Euro werden drei 120-mm-Lüfter (Corsair RS120) verbaut (Frame 4000D RS) und für nochmals 10 Euro mehr – in Summe also rund 120 Euro – erhält der Käufer das Frame 4000D RS ARGB mit drei beleuchteten 120-mm-Lüftern (Corsair RS120 ARGB). Das Gehäuse ist zum Testzeitpunkt bereits am Markt verfügbar.
- Gute Hardware-Erreichbarkeit
- Gute Kühlleistung
- Leichter Hardware-Einbau
- Praktischer modularer Aufbau
- Sinnvolle Lüfterschienen
- Kleinere Verarbeitungsmängel
- Teils ungenügende Materialsteifigkeit
- Dürftiges Kabelmanagement
- Laute Lüfter
Das Corsair Frame 4000D im Detail
Das Frame 4000D ähnelt dem Corsair 4000D Airflow zwar stark, optische Unterschiede sind jedoch schnell ausgemacht. Die zuvor plane Front wird durch ein strukturiertes Element mitsamt ausgestanzten Corsair-Logos ersetzt. Die Aufmachung polarisierte zuletzt schon bei anderen Produkten des Herstellers, dem einen gefällt sie, dem anderen nicht. Die massive Beschaffenheit der Musterfront fördert zweifelsohne die Optik.
Die linke Gehäuseseite ist beim Frame 4000D fortan zweigeteilt. Das obere Element, das etwa 80 Prozent der Seite einnimmt, besteht vollflächig aus leicht getöntem Sicherheitsglas. Darunter befindet sich ein schmaler Belüftungsstreifen, der ebenfalls das sternförmig Logo trägt. Die beinahe das gesamte Blech betreffenden Ausstanzungen sorgen allerdings dafür, dass das Blech enorm instabil ist und selbst bei kleinen Berührungen einbiegt. Eine dahinterliegende Kunststoffeinlage sorgt zudem für klappernde Geräusche.
Im Bereich der Aufnahme des Glasteils fallen zudem schwankende Spaltmaße und überstehende Kanten auf. In die zum Deckel laufende Fuge passt mühelos ein Fingernagel. Auf etwa zweidrittel der Gehäusehöhe verläuft das Spaltmaß wieder normal. Dafür zeigt sich im unteren Bereich, oberhalb des Blechstreifens, dass die Glaskante zum anschließenden Frontelement übersteht. Beide Makel die zwar nicht direkt beim ersten Anblick auffallen mögen, jedoch trotzdem ärgerlich sind. Auch mehrfaches Ansetzen und Verschrauben des Seitenteils brachte im vorliegenden Fall keine Abhilfe.
Das Heck des Corsair Frame 4000D zeigt sich wiederum makellos. Hier ist zudem das erste modulare Bauteil verbaut. Der Rahmen mit den Slotblenden für die Erweiterungskarten kann mittels Rändelschrauben leicht demontiert und gedreht wieder montiert werden, sodass für den Einbau einer vertikalen Grafikkarte kein zusätzliches Bracket benötigt wird.
Abermals negativ fällt das Frame 4000D beim Deckel und dem rechten Seitenteil auf. Bei beiden Komponenten wurde zu sehr am Material gespart, was sich in einer sehr schlechten Verwindungssteifigkeit bemerkbar macht. Allein das bloße Auflegen der Handfläche auf den Deckel führt dazu, dass dieser stark nachgibt und einbiegt. Auch das rechte Seitenteil schwingt beim bloßen Berühren. Das Seitenteil zeigt sich auch im späteren Hardware-Einbau von einer sehr negativen Seite, was selbst für ein Gehäuse im gehobenen Einstiegssegment nicht sein darf. Hinzu kommen erneut schlechte Spaltmaße und überstehende Kanten im rechten Deckelbereich.
Gespart wurde auch am Gehäuseboden. Auch wenn das am unteren Ende der Front sitzende I/O-Panel modular ist, gleicht die Verkabelung dorthin mehr einem Provisorium. Offen nach außen verlegte Kabel müssen selbst am Gehäuseboden nicht sein, wenngleich sie dort fast niemand sehen wird.
Innenaufbau und Alltagserfahrungen
Die äußeren Chassiselemente sind mit Ausnahme der Front allesamt mit Rändelschrauben verschraubt. Die massive Strukturfront wird demgegenüber von vier Push-Pins gehalten, sodass sie ohne Mühe einfach entnommen werden kann. Hinter der Front sitzt ein Staubfilter sowie die auf Schienen gelagerte Lüfteraufnahme, die Corsair als Highlight des Gehäuses und mit Namen „Infinirail“ hervorhebt. Die Premiere feierte dieses System im vergangenen Herbst im neuen Corsair 9000D.
Infinirail: einfach clever
Selbige Aufnahme befindet sich auch im Deckelbereich. Die Umsetzung ist simpel, aber durchdacht und soll für einen bis zu 12 Prozent besseren Luftstrom sorgen. Bei herkömmlichen Lüfteraufnahmen, die für verschiedene Rahmenbreiten ausgelegt sind, kommt es oft vor, dass beispielsweise bei der Verwendung eines 140-mm-Lüfters die Lüfteraufnahmen des kleinen 120-mm-Modells in den Wirkungsbereich des Lüfters hineinragen und diesen beeinträchtigen. Diese Problematik umgeht das Corsair Frame 4000D. Die Bohrungen für die Lüfter sind auf Schienen angebracht, deren Abstand zueinander verstellt werden kann. Während am Deckel nur eine Schiene verstellt werden muss, sind es in der Front zwei. Die Umsetzung der „Infinirail“ ist in der Praxis sehr gut gelungen.
Die übrigen Außenelemente werden mit Rändelschrauben am Gehäuse befestigt und verfügen zusätzlich über jeweils einen Push-Pin, der beim Öffnen gelöst werden muss. Im Falle des linken Seitenteils gelang dies nicht auf Anhieb, was dazu führte, dass die Aufnahme des Pins verbogen wurde. Die Seitenteile entnommen, zeigt sich zunächst der gewohnte Innenaufbau, bei dem das Netzteil mit einer Verkleidung von der Hardware-Kammer getrennt wird.
Die Kabeldurchlässe sind nicht gummiert. Der rechts neben der Mainboard-Aufnahme verlaufende Durchlass wird dafür von einer Blende verdeckt, die zugleich eine Halterung für lange Grafikkarten beinhaltet. Das Corsair Frame 4000D verfügt zudem bereits über Aussparungen für rückwärtige Mainboard-Anschlüsse.
Hinter der schmalen Blende verbergen sich das Netzteil sowie eines der insgesamt zwei Festplatten-Brackets. Diese können jeweils entweder ein 3,5″- und zwei 2,5″-Laufwerke aufnehmen. Das am Boden verschraubte Bracket kann in drei Stellungen mit jeweils unterschiedlichem Abstand zum Netzteil eingesetzt und verschraubt werden.
Das in die schmale Blende eingesetzte Kunststoffblatt wirkt komplett fehl am Platze. Die Einlage soll das Entweichen frischer, in der Front geförderter Luft verhindern. Sofern Lüfter auf der Netzteilblende montiert werden, ist sie zu entfernen. Neben der leicht milchigen Einlage liegt dem Lieferumfang noch eine schwarze Einlage bei.
Hinter dem Mainboard-Träger geht es mit Negativem weiter. Blank ins Metall geschraubte Klettkabelhalterungen mögen zwar ihren Zweck zumindest halbwegs erfüllen, gehören aber in dieser Art und Weise in kein Gehäuse, das im 100-Euro-Bereich wildert. Hier macht es der Vorgänger wesentlich besser und bietet zumindest den Ansatz einer Kabelführung mit eingelassenen Halterungen. Positiv ist jedoch der vorhandene Platz hervorzuheben.
Große Netzteile lassen sich mühelos verstauen und auch für die Kabel ist mehr als ausreichend Platz vorhanden. Mit rund 25 mm Abstand zur Seitenwand und Platz hinter der Kabeldurchführung kommt es zu keinerlei Problemen. Apropos Seitenwand: Die dünne Materialsteifigkeit begünstigt es, dass dicht dahinter verlegte Kabel zu einer wellenförmigen Wölbung des Seitenteils führen. Ein absolutes Unding, was in dieser Ausprägung seit Jahren nicht beobachtet werden konnte und das schon gar nicht in dieser Preisklasse.
Unterm Strich gelingt der reine Hardware-Einbau ohne jedwede Probleme. Alle Anschlüsse sind gut zu erreichen und auch die Verkabelung – sowohl im vorderen als auch im hinteren Bereich birgt – keine Risiken. Die „Anti-Sack-Hilfe“ für Grafikkarten ist gut platziert und erfüllt ihren Zweck.
Modularer Aufbau
Neben der „Infinirail“ hebt Corsair beim Frame 4000D vor allem den modularen Aufbau als besonderes Highlight hervor. Neben den gewöhnlichen Anbauteilen wie den Seiten- und Frontelementen können einige weitere Bauteile des Gehäuses entnommen werden. Mit nur wenigen Handgriffen kann unter anderem das I/O-Panel, die Netzteilabdeckung und der Mainboard-Träger demontiert werden und gegen optionale Bauteile ersetzt werden.
Hier führt Corsair unter anderem die Möglichkeit eines Panels mit mehr USB-Ports oder den Austausch des Stajl-Mainboard-Trays gegen einen aus Aluminium auf. Der Baukasten soll zudem auch andere Fronten, etwa aus Holz beinhalten. Neben vereinzelten Prototypen im Produktvideo geht Corsair bislang jedoch nicht weiter auf dieses Feature ein. Auf Nachfrage seitens ComputerBase wird auf das zweite Halbjahr 2025 verwiesen.
Zumindest ein wechselbares Bauteil liegt dem Lieferumfang bei. In der vorderen Hardware-Kammer kann die Sichtblende für Kabel entnommen und gegen ein Lüfter-Bracket ersetzt werden, sodass dort bis zu drei weitere 120-mm-Lüfter verbaut werden können.
Belüftungsoptionen
Bei den möglichen Lüftern weicht das Corsair Frame 4000D sehr von der gängigen Praxis ab. Neben den üblichen Montageorten in Front, Deckel und Heck können in dem Midi-Tower optional Lüfter auf der Netzteilblende sowie an der rechten Seitenwand verbaut werden. Interessant sind auch die unterstützten Rahmenbreiten der Lüfter. In der Front können neben 120- und 140-mm-Lüftern auch zwei 200-mm-Exemplare angebracht werden. Im Deckel können zudem entgegen der Anleitung auch 160-mm-Ventilatoren verbaut werden.
Nutzer, die hingegen auf eine (AiO)-Wasserkühlung setzen wollen, müssen wie so oft die Tiefe des Radiatorgespanns im Auge behalten. In der Front stehen bis zur Netzteilabdeckung rund 170 mm zur Verfügung, sodass einzig die verbaute Grafikkarte die mögliche Tiefe schmälert. Doch selbst mit der im Test verbauten Grafikkarte (330 mm) sind für das Gespann aus Kühlkörper und Lüfter noch rund 100 mm übrig.
Sofern in der Front ein Radiator verbaut ist, muss auf die seitlichen Lüfter verzichtet werden. Im Deckel stehen bis zum Beginn der vorderen Lüfter etwa 49 mm zur Verfügung. Im hinteren Bereich muss auf etwaige Mainboard-Kühlkörper und die Stromkabel geachtet werden. Beim vorliegenden Testsystem kollidiert die Lüfteraufnahme mit keinem der beiden, sodass einzig RAM und CPU-Kühler ab einer Höhe von 55 mm im Weg stehen.
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