Unsere Wertung
Pro
- Elegantes und intelligentes MMI
- Leistung und Komfort
- Elegantes und stilvolles Interieur
- Großes Netz von Servicezentren (Volvo)
Kontra
- Ich vermisse die Heckscheibe
- Bugs in der Software
- Unterstützt weder V2L noch V2G
Fazit
Der Polestar 4 ist stilvoll, modern und lässt sich wirklich bequem fahren. Allerdings vermisse ich die Heckscheibe und das MMI wird von einer Reihe von Fehlern geplagt, was den Gesamteindruck etwas schmälert.
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Autohersteller Polestar hat es geschafft, aus dem Fehlen der Heckscheibe beim neuen Polestar 4 einen Werbegag zu machen. Jeder, mit dem ich vor und während des Tests spreche, fragt nach diesem besonderen Detail.
Ich fahre den Polestar 4 in einer warmen Frühlingswoche in Stockholm und die Erwartungen sind natürlich hoch. Der Hersteller selbst bezeichnet das Elektroauto als “Performance-SUV”, entsprechend gespannt bin ich auf die Probefahrt.
Polestar ist, wie Sie wahrscheinlich wissen, eine Schwestermarke von Volvo. So haben die Autos auch viel gemeinsam. Der Polestar 4 wird zwar in China hergestellt, aber er übernimmt einen Großteil des Sicherheitskonzepts von Volvo.

Mikael Lindkvist
Die Kopffreiheit auf den Rücksitzen ist bei vielen Autos in diesem Segment eine Herausforderung. Polestar hat dieses Problem gelöst, indem die C-Säule nach hinten versetzt wurde. Und statt eine Heckscheibe zu verbauen, haben die Designer sie einfach weggelassen und sich für eine Kameralösung entschieden. Eine solche Rückfahrkamera, die Sie am Mittelspiegel anbringen, ist grundsätzlich nicht neu. Ich habe sie sowohl in Vans als auch als Option in Autos mit Heckscheibe gesehen. Die Lösung hat ihre Vor- und Nachteile. Dazu später mehr.
Ich teste die Version mit Allradantrieb, Long Range Dual Motor, mit Pilot-Paket, Plus-Paket und 20-Zoll-Aero-Rädern. Eine Konfiguration, die bei 74.400 Euro beginnt, wobei der Hersteller derzeit einen kleinen Rabatt auf die beiden optionalen Pakete gewährt.

Mikael Lindkvist
Komfortabel zu fahren
Ich stelle schnell fest, dass sich der Polestar 4 sehr komfortabel fahren lässt, sowohl in der Stadt als auch auf der Autobahn. Er liegt stabil und sicher auf der Straße, ist gut gedämmt und die Motoren haben viel Kraft. Der Innenraum wurde elegant gestaltet und das Auto fühlt sich relativ geräumig an mit viel Stauraum. Und selbst auf dem Rücksitz sitzt man als Erwachsener noch ganz gut. Wenn Sie die hintere Mittelarmlehne umklappen, können Sie auch den Winkel der Rückenlehne elektronisch verändern.
Die meisten Dinge im Auto steuern Sie über den großen Bildschirm in der Mitte. Das Google-basierte MMI ist gut zu erkennen und einfach gestaltet. Der Sprachassistent Google Assistant versteht das meiste, was ich sage. Sie können die Fenster zwar nicht wie bei den NIO-Autos per Sprachbefehl herunterlassen. Und auch die Sitzheizung lässt sich nicht wie bei Mercedes aktivieren, indem Sie “Ich friere mir den Hintern ab” sagen. Aber die Steuerung des Navigationssystems ist per Sprachbefehl etwa super einfach möglich.

Polestar 4
Der Startbildschirm lässt sich zudem mit großen, übersichtlichen Verknüpfungen nach meinen Wünschen gestalten. Darüber hinaus kann der Bildschirminhalt auf dem horizontal verbauten Display mittig halbiert werden. Doch das MMI ist nicht fehlerfrei. Während des Tests ist es einige Male ausgefallen. Zum Teil, weil der Bildschirm manchmal einfach ausgeht und das System neu zu starten scheint. Teilweise aber auch, weil Carplay manchmal ohne Grund den Kontakt verliert. Die Integration mit iPhones wirkt noch nicht sehr ausgereift.
Der Fokus auf einen Bildschirm ist nicht jedermanns Sache und ich hätte mir ein paar echte Tasten gewünscht, zum Beispiel für die Klimasteuerung. Ich schätze beispielsweise die solide analoge Lautstärkeregelung in der Mittelkonsole. Auch der Bildschirm hinter dem Lenkrad, auf dem die Instrumente angezeigt werden, ist einfach und klar gestaltet. Minuspunkte gibt es allerdings für die Daumensteuerung am Lenkrad, die leider häufig Fehlbedienungen hervorrief. Aber wie so oft bei neuen Autos wurde dem Design offenbar Vorrang vor der Funktion eingeräumt.

Mikael Lindkvist
Die Batterie in der Long Range-Version des Polestar 4 hat eine Kapazität von 100 Kilowattstunden. Auf dem Papier sollte das Auto mit einer Ladung 590 Kilometer weit kommen (WLTP). An einem milden Wintertag mit leichtem Gasfuß kommt mein Testwagen jedoch eher auf 450 Kilometer. Die maximale Gleichstrom-Ladeleistung liegt bei 200 Kilowatt, was in Ordnung ist.
Polestar hat jedoch versprochen, dass der Wagen später auch in einer 800-Volt-Version erhältlich sein wird. Wenn Sie zu Hause an einem AC-Ladegerät aufladen, gilt hingegen ein Limit von 11 Kilowatt. Damit dauert es 11 Stunden, um die Batterie vollständig aufzuladen.
Schöner Tempomat
Wenn es um Fahrhilfen und Sicherheitsfunktionen geht, ist Polestar ganz weit vorn dabei. Der adaptive Tempomat ist wirklich sanft und angenehm und das Auto orientiert sich zuverlässig zwischen den Fahrspuren. Ich konnte jedoch keine Möglichkeit finden, die Geschwindigkeit einfach an die vom Auto erkannten Schilder anzupassen. Das wäre jedoch praktisch gewesen, da die Verkehrsschilderkennung gute Arbeit leistet. Natürlich gibt es auch den mittlerweile obligatorischen Aufmerksamkeitswarner und die “Funktion”, die Sie warnt, wenn Sie die angezeigte Geschwindigkeit überschreiten. Beide Warnungen lassen sich jedoch mit Tastenkombinationen und Hotkeys leicht abschalten.
Außerdem leisten die Sensoren und Kameras gute Arbeit, ohne unnötig zu warnen. Während des Tests habe ich keinen einzigen Sensorfehler erlebt, was bei modernen Autos schon ungewöhnlich ist.

Mikael Lindkvist
Es gibt viele positive Dinge über den Polestar 4 zu berichten, was das Fahrerlebnis, den Komfort und das Design angeht. Aber was ist mit dem einzigartigen Merkmal des Wagens – der weggelassenen Heckscheibe? Es fällt mir aus mehreren Gründen schwer, mich daran zu gewöhnen, eine Kamera anstelle eines herkömmlichen mittleren Rückspiegels zu verwenden. Nach einer Woche habe ich es jedoch verinnerlicht, gezielt auf den Bildschirm zu schauen.
Ein Problem, wenn Sie eine Gleitsichtbrille tragen

Mikael Lindkvist
Problematischer ist es, wenn Sie eine Gleitsichtbrille tragen. Dann wird das Bild auf dem Rückspiegel nur scharf, wenn Sie Ihren Kopf in den Nacken legen. Aber auch ohne Brille habe ich das Gefühl, dass ich nicht die volle Kontrolle habe. Ich kann nicht verändern, was ich genau sehe, indem ich meinen Kopf wie bei einem echten Rückspiegel bewege. Ich kann mich außerdem selbst nicht sehen, ohne den Bildschirm in den Spiegelmodus zu schalten.
Und mich stört die Tatsache, dass der Bildschirm eine gewisse Verzögerung aufweist. Das übertragene Bild stottert stellenweise. Clever ist hingegen, dass das Bild angepasst wird, wenn Sie den Blinker betätigen. Dadurch sehen Sie einen größeren Bereich auf der Seite, auf die Sie abbiegen wollen.

Polestar
Nach einer Woche mit dem Polestar 4 komme ich zu dem Schluss, dass sich das Auto trotz des fehlenden Heckfensters wirklich schön fahren lässt. Das Qualitätsgefühl ist hoch, wenn auch nicht so hoch wie bei deutschen Premium-Autos. Das MMI ist fantastisch – wenn es funktioniert.
Das Auto macht Spaß, auch wenn ich es nicht als besonders sportlich bezeichnen würde. Ich freue mich jedoch schon auf eine modernere Plattform mit noch schnellerem Laden und vorzugsweise Unterstützung für V2L (Vehicle to Load, Speisung von Elektrogeräten) und V2G (Vehicle-to-Grid, Rückspeisung ins Stromnetz).
Spezifikationen: Polestar
Hersteller: Polestar
Modell: Polestar 4 Long Range Dual Motor
Motor: Zwei Elektromotoren, insgesamt 544 PS / 400 kW
Antrieb: Allradantrieb
Batterie: 100 kWh (netto 94 kWh)
Schnellladung (DC): 200 kW
Ladegerät an Bord (AC): 11 kW
Reichweite (WLTP): 590 km
Leistung: 0-100 km/h in 3,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Preis: Ab 65.900 Euro (Long Range Dual Motor)
Bewertung: 4 von 5
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Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation M3 und wurde aus dem Schwedischen übersetzt und lokalisiert.