Unsere Wertung
Pro
- Die beste Open-World seit Red Dead Redemption 2
- Beeindruckender Einsatz von Regen, Stürmen, Eishagel und Schnee
- Starke, intensive Geschichte im Japan der Sengoku-Ära
- Hoher Fokus auf Parkour und sehr agiler Ninja-Kunst
- Spielmechanisch deutlich anspruchsvoller als etwa ein Valhalla
Kontra
- Deutlich weniger dynamisches Kampfverhalten der NPCs als in Ghost of Tsushima
- Schwacher Anfang, der zu spät in den Hauptplot startet
Fazit
Assassin’s Creed Shadows ist das Assassin’s Creed, von dem Fans der Reihe schon lange träumen:
Es hat die Epik in seiner Architektur eines Odyssey, den Parkour und die agilen Kämpfe von Unity und Syndicate, überrascht aber auch permanent mit seiner Wetter-Engine, die uns Regenstürme, schwere Böen und Eishagel entgegen wirft und daraus smarte Gameplay-Mechaniken ableitet.
Der Einstieg in den Hauptplot dauerte uns etwas zu lange, der Beginn ist eher schwach, ufert dann aber in einer Story mit vielen Wendungen, stark geschriebenen Dialogen und einem Macht- und Intrigen-Spiel, das sich wie das Game of Thrones Japans anfühlt.
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Assassin’s Creed Shadows leitet die nächste Ära von Open-Worlds ein: Dieses Japan gehört zu den großartigsten Welten, die wir je in einem Videospiel gesehen haben.
Wie uns der Regen hoch zu Ross ins Gesicht schlägt; Stürme sich auftürmen und tausende Blätter von Bäumen reißen und das Schlachtfeld in einen Kampf auf Leben und Tod im Matsch verwandeln. Das ist ganz großes Kino.
Vor allem auch, weil es nicht nur der Inszenierung dient, um die Atmosphäre hochzudrehen. Sondern Ubisoft Quebec vielleicht als erstes Studio überhaupt die unbändige Kraft von Mutter Natur so richtig tief ins Gameplay integriert. Das hier ist keine Kulisse, es ist eine Welt, die atmet und lebt.
Lebendiges Setting

Die goldene Rüstung schimmert in der Sonne, der Samurai vor uns verzerrt das Gesicht vor Schmerz von unserem Schlag. Assassin’s Creed Shadows ist technisch ziemlich stark.
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Wir alle kennen diese Open-Worlds, die sich merkwürdig anfühlen – wo zwar der Sturm tobt, aber die NPCs im nächsten Dorf gehen einfach ihren Routinen nach. Es interessiert sie schlichtweg nicht, weil sie nicht darauf programmiert wurden.
Hier ist das anders: Frauen reißen die Wäsche von der Leine, schnappen sich ihre Kinder und rennen nach Hause. Reiten wir durch den Bambuswald, folgen uns stets kleine Makkaken-Affen, denen Regen nicht so viel ausmacht, die aber bei Blitzen direkt aus den Bäumen fliehen.
Soldaten hingegen verlassen Mauern und ziehen sich in Türme zurück, wo sie vom Wind geschützt sind und ein warmes Feuerchen wartet.
Und weil wir als Naoe eine Shinobi sind, ist der Sturm, der Regen, die Blitze und der Donner genau unser Element. Wenn es donnert, müssen wir nicht lautlos töten.
Oft lohnt es sich auf diese Wetterelemente zu warten, denn die japanischen Festungen wurden vor allem auch gegen die Shinobi designt – Mauern sind etwa verschachtelt gebaut, damit Wachposten von der anderen Seite stets einen Blick darauf haben und alles von der Zinne bis zum Boden überblicken können.
Das ist fantastisch für Assassin’s-Creed-Gameplay, weil es bedeutet, dass jede Festung ein Puzzle ist, das geknackt werden will.

Was man in diesem Screenshot schwer sehen kann: Es schüttet wie aus Eimern, daher hört uns der Wachposten nicht, obwohl wir über ein Dach krabbeln, dessen Holz normalerweise knarzt.
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Red Dead Redemption 2 hatte zuletzt viel Freude daran, Boxereien im Schlamm für seine Inszenierung zu nutzen, der Regen hatte aber kaum Auswirkungen auf das Gameplay.
Ubisoft hingegen zieht das vorne bis hinten durch: Nicht nur gibt es jedes Areal in den vier Jahreszeiten, mit magisch blühenden Lotusbäumen im Frühling und endlosen Reisfeldern, über die Rinder getrieben werden, die dann im Herbst zu kahlen, fast schon dystopischen Landschaften mutieren.
Der tiefe Schnee im Winter macht es auch herausfordernder, in hoher Geschwindigkeit zu reiten, und bei Duellen rutschen wir und unser Gegenüber gerne mal auf Eis aus. Können uns dafür aber im Schnee verstecken und auf unser Opfer lauern.
Eine viel imposantere Open-World als Valhalla

Valhalla hatte viele Dörfer und Festungen, die sich nach Copy&Paste anfühlten. In Shadows ist die ganze riesige Welt Hand gebaut und besteht aus deutlich mehr Städten.
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Assassin’s Creed ist immer dann am besten, wenn es uns Geschichte live erleben lässt, zum Beispiel die Französische Revolution im prächtigsten Paris der Videospielgeschichte. Oder wie traumhaft schön und episch sich Athen in Odyssey anfühlt. Valhalla fehlte diese imposante Komponente, es hatte keine Metropole, die diesen Wow-Moment auslösen konnte.
Assassin’s Creed Shadows ist eine tiefe Verneigung vor japanischer Architektur in all ihren Facetten – vom kleinen Schrein, der eine religiös, lokale Geschichte eines Insel-Dorfes erzählt über die Schlösser Takeda, Fukuchiyama und Himeji bis hin zur Residenz von Toyotomi Hideyoshi, der historisch gesehen Japan vereinen sollte.

Valhalla hatte sehr wenig Stealth, Shadows ist als Naoe komplett aufs Schleichen optimiert und bietet stets viele Möglichkeiten für Parkour.
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Diese Festungsstadt erinnert an Minas Tirith mit ihren endlosen Treppen, die förmlich in die Wolken führen. Es geht immer weiter nach oben, aber auf jeder Ebene gibt es etwas zu bestaunen, begehbare Häuser, Geschäfte, Side-Quests.
Ubisoft hat enorm viel Arbeit ins Interieur gesteckt, damit sich alles wirklich japanisch anfühlt: Wir wohnen etwa Tee-Zeremonien bei, bei denen auf jedes kleinste Detail geachtet wird.
Jeder zieht die Schuhe vor dem Betreten eines Hauses aus, und es ist der Hammer, wie viel Kunst-Handwerk in jedem einzelnen Dach steckt, inklusive Shachihokos, den Schutzfischen japanischer Familien.

Es ist sehr beeindruckend, wie Schneestürme die Atmosphäre verändern und der Winter die komplette Welt verändert: Bäume sind kahl, wir können uns nicht mehr im Blätterwald verstecken und Flüsse gefrieren.
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Ubisoft ist sich offensichtlich der größten Schwäche von Valhalla bewusst – das waren diese Copy-&-Paste-Dörfer und Basen, die sich alle sehr ähnlich spielten und liefert hier stattdessen eine Welt, in der sich alles von Hand gebaut anfühlt.
Jede Militärbasis hat ihre eigene Verteidigungsstruktur, jedes Dorf wirkt organisch gewachsen. Von den dichten Wäldern des Ibu-Hochlands bis hin zum Hafen von Sakai gibt es hier wirklich viele Wow-Momente, bei denen man einfach mal innehalten und genießen sollte.
Das ist wichtig, gerade bei einer Gewalt-Orgie wie einem Assassin’s Creed, denn der Alltag besteht ja doch eher aus Köpfen abschlagen und Körper mit dem Katana zu vierteilen.
Das Gameplay: Zwischen agiler Ninja und kräftigem Krieger

Schnitte mit dem Katana müssen wir mehr timen und gezielter Setzen, als die eher brachialen Axt-Angriffe aus Valhalla.
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Assassin’s Creed Shadows lässt uns so sehr Assassine sein wie kaum ein Spiel der Reihe zuvor: Die meisten Quests drehen sich um das Ermorden einer schwer bewachten Zielperson.
Aber – und das ist ein brillanter Kniff von Ubisoft – wo in anderen ACs Soldaten völlig unvorbereitet auf unsere Attentate waren, ist das Japan der Sengoku-Ära eine Zeit, in der Bodyguards und Ronin darauf trainiert sind, genau das abzuwehren, was wir mit Naoe spielen. Denn Shinobi sind bekannte Auftragskiller.
Oft können wir zwar die Bodyguards überraschen, etwa in dem wir den ersten per Tod von Oben erdolchen, schnell wieder über Mauern aufs Dach kraxeln und mit Rauchbomben die Sicht nehmen, was wichtig ist, denn im direkten Kampf hat Naoe es ob ihrer leichten Rüstung schwer gegen Elite-Samurai. Aber nicht selten warten Überraschungen, etwa verborgene Scharfschützen auf Türmen, die uns mit ihren Teppou-Gewehren enorm viel Energie mit einem Treffer abziehen.

Assassin’s Creed Shadows kehrt zurück zur hohen Kunst des Parkour und spielt sich so agil wie das beste Assassinen-Abenteuer – Unity.
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Viele Festungen haben Tore und geheime Gänge, um VIPs zu evakuieren, und wenn wir nicht schnell sind, dann steht uns ruckzuck eine kleine Armee entgegen, weil diese Burgen auch so konzipiert sind, dass sie Truppennachschub aus unterschiedlichen Richtungen ermöglichen.
Spielmechanisch ist das deutlich anspruchsvoller als etwa Valhalla, ein paar typische Ubisoft-Schwächen zeigen sich, aber – Feinde nutzen etwa immer wieder die gleichen Schwungwinkel und wiederholen ihre Angriffsanimationen. Sie reagieren deutlich weniger dynamisch auf unsere Konter als in einem Ghost of Tsushima.
Naoe spielt sich insgesamt abwechslungsreicher, aber sehr viel fordernder. Sie schraubt den Schwierigkeitsgrad massiv nach oben, während Yasuke mit seiner Kanabō-Stachelkeule mit nur einem direkten Treffer die Rüstung von schwer gepanzerten Gegnern anbrechen und mit einem zweiten Treffer brechen lassen kann und leichter Infanterie gar das Fliegen lernt.
Auch Yasuke macht aber mächtig Spaß, weil er alles kaputt haut – er kann etwa die Holzpalisaden einer leichten Verteidigungsstellung zertrümmern und so einer Einheit in den Rücken fallen oder Tore wie ein Rammbock aufbrechen.
Sowohl Yasuke als auch Naoe verfügen über umfangreiche Fähigkeitsbäume, die über Zeit viel mehr taktische Varianz in den Angriff bringen, was bei uns auch über 80 Stunden die Motivation hochgehalten hat und für Langzeitspielspaß sorgt.
Ein tiefer Blick hinter die Kulissen: The Art of Assassin’s Creed Shadows
Die Geschichte: Ein japanisches Game of Thrones

Von seinem Spiel um Macht und Intrigen hat Shadows viel von Game of Thrones, hätte aber für unser Empfingen deutlich cineastischer inszeniert werden können. Es gibt etwa nur eine Hand voll großer Schlachten.
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Vielleicht die größte Überraschung von Shadows ist die brillant geschriebene, episch inszenierte und groß geschauspielerte Geschichte, die Richtung Game of Thrones geht und die Schlacht Assassinen gegen Templer/Tempelritter wieder stärker in den Vordergrund stellt.
Die Struktur ist allerdings eine andere: Wo wir in Valhalla als Eivor selbst Geschichte schreiben, in dem wir England erobern, geraten wir in Shadows zwischen die Fronten verfeindeter Fürsten.
Diese Welt dreht sich nicht um uns, wir sind ein Teil davon. Als Naoe, weil wir für unser Volk der Shinobi Rache nehmen wollen und die Schwachen beschützen wollen. Und als Samurai Yasuke, der ob seiner massiven Größe und Stärke in dieses Tauziehen und Blutvergießen reingezogen wird und damit stets hadert.

Assassin’s Creed Shadows führt die große Lore der Serie weiter – die der Assassinen gegen Templer, was einige Handlungsstränge eröffnet, andere schließt und auch Teaser für die vielen anderen ACs setzt, die in den nächsten Jahren kommen.
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Er wird auserkoren, Armeen zu führen, doch eigentlich will er das nicht, denn sein Daimjyo, sein Anführer, ist ein blutrünstiger Tyrann, der ganze Dörfer abschlachten und brandschatzen lässt.
Shadows gibt sich dabei sehr japanisch. Wo in Game of Thrones Hasstiraden durch Schlösser gellen und sich konkurrierende, royale Familienmitglieder Wortgefechte liefern, bleibt in Shadows vieles unausgesprochen und nur angedeutet.
Immer wieder werden wir um Antworten gebeten – missfallen diese der anderen Seite, zeigt sich das im Gesichtsausdruck des Gegenübers. Wirklich äußern wird sich die Person selten direkt dazu. Es gibt aber auch aufbrausende Figuren, die sich wie direkt aus HBOs Hit-Serie anfühlen, die für den cineastischen Hollywood-Touch sorgen.

Meditationen, Tee-Zeremonien, aber auch das Bauen eines eigenen Dorfs bilden den Rahmen. In letzterem arbeiten dann alle für uns, die wir in der Story retten, was einen schönen Bogen spannt.
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Es gibt gewaltige Schlachten, viele Burgen zu erkunden, Intrigen zu enttarnen und oft fallen wir politische Entscheidungen mit dem Mord an einem Politiker oder General, ohne uns dessen direkt bewusst zu sein, was ja diese wilde Dynamik des Assassinen-Lebens beinhaltet.
Wir sind Mordwerkzeuge der Elite und es ist eine komplexe, verwobene Geschichte, die wir genossen haben – man muss sich allerdings darauf einlassen können. Es gibt viele Namen zu lernen, ein bisschen wie in den Romanen von George R.R. Martin.
Es geht um Erbfolgen, ganz viel um Ehre, darum, sein Gesicht zu wahren und sich lieber ins eigene Schwert zu stürzen, als der eigenen Familie Schande zu bereiten.

Shadows setzt direkt einen spannenden Teaser für einen zweiten Teil – gleiche Protagonistin, andere Zeit? Das hier ist das Assassinen-Outfit von Ezio Auditore aus AC3, welches in der italienischen Renaissance spielt.
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Die Inszenierung ist über weite Strecken schon deutlich düsterer und mit traurigerer Note als das mit Gags gefüllte Odyssey, worauf man sich einlassen können muss.
Es ist nicht so depressiv wie Ghost of Tsushima in seiner Tonalität, aber es ist eben schon sehr japanisch. Das ist eine andere Kultur als die wilden, grölenden Wikinger aus Valhalla.
Besonders viel Freude hatten wir daher auch an den Romanzen und Liebschaften, die sich eher subtil anbahnen und in richtig großen Questketten enden, die uns einige der schönsten Flecken in dieser atemberaubend großen Open-World zeigen.
Performance: PC VS PS5 Pro
Wir haben Assassin’s Creed Shadows auf einem System mit einer RTX 4080 und 4K-Auflösung getestet, und es lief damit sehr gut. Im Schnitt erreichten wir 50 bis 55 FPS bei allen Grafiksettings auf Hoch.
Dezente Drops gibt es, wenn starke Wettereffekte auftreten (gerade Stürme), weil dann die Grafikkarte etwa die Bewegung jedes einzelnen Grashalms, fliegende Blätter etc. berechnen muss. Das ist alles super detailliert, Ubisoft hat sogar eine Wind-Engine gebaut, die etwa berechnet, wie Laub durch Stürme in die Luft gewirbelt wird.
Wer hier etwas empfindlich ist und die 60 FPS in 4K Ultra Details mit Max Raytracing halten oder auf 75 FPS hoch will, der bräuchte schon eher eine neue RTX 5090. DLSS 4.0 hilt zwar, aber es ist eben ein enorm anspruchsvolles Spiel für die Hardware, weil Ubisoft stark auf Raytracing setzt. RTGI (Real-time Raytraced Global Illumination) ist aber genau der Grund, warum das Spiel so spektakulär aussieht.
Parallel haben wir das Spiel noch auf der Playstation 5 Pro getestet. Hier merkt man, dass Shadows das erste Spiel ist, das die Hardware der Konsole richtig ausnutzt. Es ist das vielleicht schönste Spiel, das je für PS5 erschienen ist, und das, obwohl PSSR (PlayStation Spectral Super Resolution) zu Release noch gar nicht mit drin ist. Das soll nämlich erst mit einem Update nachgeliefert werden.
Auf der PS5 Pro überzeugt das Spiel dafür vor allem mit einer stabilen Performance um die 60 FPS, schnellen Ladezeiten und einer insgesamt sehr guten Optimierung. Wer keinen leistungsstarken Rechner besitzt, kann also definitiv auch auf die Konsolenversion ausweichen, wobei die normale PS5-Version nur Raytracing-Global-Illumination bietet, und nicht die volle Raytracing-Pracht wie auf der PS5 Pro liefern kann.
Fazit
Für Fans der Reihe ist Assassin’s Creed Shadows endlich wieder ein Pflichtkauf. Es ist das Assassin’s Creed, von dem Fans der Reihe schon lange geträumt haben, und hat unsere Erwartungen in Sachen Story, Gameplay, Open-World und Inszenierung noch übertroffen.
Wer sich auf das Setting und den eher langsamen Einstieg einlassen kann, und die Hoffnung in Ubisoft noch nicht ganz verloren hat, bekommt mit Shadows eins der besten Assassin’s Creeds seit Langem.
Die Meinung unserer Co-Testerin können Sie übrigens hier lesen: Assassin’s Creed: Shadows ist perfekt für mich, kommt aber 10 Jahre zu spät