Der Testflug des Boeing-Raumschiffs Starliner im vergangenen Sommer, in dessen Folge zwei Astronauten ber Monate auf der ISS festsaen, verlief noch dramatischer, als bisher ffentlich bekannt war. Das zeigen neue Interviews mit der Besatzung.
Schwierige Entscheidung vor der ISS
Klar war bisher, dass es zu technischen Schwierigkeiten im Steuerungssystem kam und man das Raumschiff daher sicherheitshalber unbemannt auf den Rckflug zur Erde schickte. Wie nun bekannt wurde, fielen aber schon auf dem Weg zur ISS vier Steuerdsen aus, sodass NASA-Astronaut Butch Wilmore die Kontrolle ber den Starliner verlor. Gemeinsam mit seiner Kollegin Suni Williams musste er feststellen, dass das Raumschiff nicht mehr wie gewnscht zu manvrieren war, berichtet das US-Magazin Ars Technica.
Obwohl sich das Raumschiff bereits in unmittelbarer Nhe der ISS befand, verletzten die zahlreichen technischen Ausflle die Sicherheitsvorgaben der Mission. In einem solchen Fall htten die Astronauten eigentlich den Rckflug zur Erde antreten mssen – denn ein unkontrolliert treibendes Raumschiff kann auch fr die Raumstation zur groen Gefahr werden. Doch Wilmore stellte sich eine beunruhigende Frage: «Was, wenn auch die Rckkehr nicht sicher ist?»
Zwei Wochen nach ihrer Rckkehr zur Erde uerten sich Wilmore und Williams jetzt erstmals in einer Pressekonferenz im Johnson Space Center in Houston zu den Geschehnissen. Viele Fragen drehten sich um die politischen Diskussionen nach dem Vorfall, insbesondere um die Behauptung der Trump-Regierung, sie htte die Astronauten gerettet, nachdem die Biden-Administration sie angeblich gestrandet zurckgelassen hatte. Beide Astronauten vermieden politische Kommentare und betonten ihren Respekt gegenber der NASA und der Regierung.
Im persnlichen Gesprch schilderte Wilmore jedoch detaillierter die Herausforderungen des Fluges. Der Start des Starliner-Testflugs am 5. Juni 2024 war mehrfach verschoben worden, unter anderem aufgrund eines defekten Ventils und eines Heliumlecks. Schlielich hob die Atlas-V-Rakete mit der Raumkapsel unter idealen Wetterbedingungen von Cape Canaveral ab. Der Start verlief przise und stabil, was Wilmore besonders beeindruckte.
Es wurde kalt
Nach der Trennung wurden umfangreiche Tests durchgefhrt, die der Starliner zunchst mit Bravour bestand. Doch schon in der ersten Nacht bemerkten die Astronauten ein weiteres Problem: Die Kabine war unerwartet kalt. Mit nur zwei Personen an Bord, statt der vorgesehenen vier, fehlte die zustzliche Krperwrme. «Ich musste letztlich meinen Raumanzug anziehen, um nicht zu frieren», berichtete Williams.
Der eigentliche Hrtetest folgte am zweiten Tag des Fluges beim Anflug auf die ISS. Whrend sich das Raumschiff in Position brachte, versagten pltzlich vier Steuerdsen. Wilmore verlor die Kontrolle, und das Erreichen der Raumstation geriet in ernste Gefahr. Die Mission stand kurz davor, abgebrochen zu werden, da ein Weiterflug als zu riskant eingestuft wurde.
Der Vorfall hatte weitreichende Folgen: Starliner wurde letztlich ohne Besatzung zurckgeflogen, die geplante Crew-9-Mission musste umorganisiert werden, und Wilmore sowie Williams verbrachten insgesamt neun Monate im All, bevor sie im Mrz 2025 mit einer SpaceX-Crew-Dragon-Kapsel sicher zur Erde zurckkehrten.
- Starliner-Testflug im Juni 2024 verlief dramatischer als zunchst bekannt
- Vier Steuerdsen fielen aus, Astronauten verloren Kontrolle ber Raumschiff
- Trotz Nhe zur ISS mussten Sicherheitsvorgaben verletzt werden
- Astronauten erwogen riskante Rckkehr zur Erde statt Andocken an ISS
- Wilmore und Williams verbrachten neun Monate im All statt geplanter Mission
- Die Kabine war unerwartet kalt, Williams musste Raumanzug zum Wrmen anziehen
- Rckkehr zur Erde erfolgte im Mrz 2025 mit SpaceX-Crew-Dragon-Kapsel
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