Ist es eine externe SSD oder ein USB-Stick? Die Grenzen verschwimmen bei immer kompakteren Formaten. ComputerBase testet die Seagate Ultra Compact SSD, die sich ohne Kabel direkt in den USB-Port schieben lässt.
Die Kompaktheit ist der Clou der externen Seagate Ultra Compact SSD. Zudem ist sie in gewissem Maße gegen Staub, Stöße und Wasser geschützt und benötigt kein Anschlusskabel, genau wie ein USB-Stick. Bei der Leistung kann die SSD aber nicht vollends überzeugen. Mehr Details im Test.
- Sehr kompakt
- Benötigt kein Kabel
- IP54-Zertifizierung
- In der Praxis längst nicht so schnell wie im Benchmark
Externe SSD kompakt wie ein USB-Stick
Mit Abmessungen von 70 × 20,4 × 12,5 mm (L × B × H) ist Seagates externe SSD wirklich „Ultra Compact“, denn die meisten tragbaren SSDs sind etwas länger und deutlich breiter. Das Format der Seagate-SSD erinnert hingegen eher an einen USB-Stick.
Genau wie ein solcher wird die Ultra Compact SSD ohne Kabel an den Computer angeschlossen. Der Stecker ist allerdings sehr knapp bemessen, man muss ihn schon mit Bedacht einstecken, damit er richtig sitzt. Dafür ist ein USB-C-Stecker integriert, der für den Transport unter einer Abdeckkappe verschwindet. Eine abnehmbare Silikonhülle schützt vor Stößen, sodass Stürze aus bis zu 3 m Höhe überstanden werden sollen. Zudem wird ein gewisser Schutz vor Staub und Wasser geboten, was mit der IP54-Zertifizierung unterstrichen wird.
Die 24 g leichte SSD soll etwa auch am Schlüsselbund Platz finden, wofür ein Schlüsselband beigelegt wird. Bei der Herstellung soll zu 35 Prozent recyceltes Material zum Einsatz kommen.
Seagate spricht von „Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 1.000 MB/s“ bei großen Dateien. Hier ist also der sequenzielle Durchsatz gemeint. Ob dieser nur lesend oder auch schreibend gilt, ging aus der Pressemitteilung nicht hervor. Im Test zeigte sich aber, dass beides gemeint sein muss.
Als Schnittstelle nutzt die SSD USB 10 Gbps alias USB 3.2 Gen 2. Die SSD ist zu diversen Geräten mit USB-C-Anschluss kompatibel. Dazu zählen Windows-PCs, Macs, Smartphones mit Android und iOS oder auch Spielkonsolen.
Preise und Verfügbarkeit
Momentan ist die Seagate Ultra Compact SSD zu Preisen von ab 97 Euro (1 TB) und ab 177 Euro (2 TB) erhältlich.
Backup-Software für lokale Sicherungen gibt es mit dem Seagate Toolkit dazu. Auf 6 Monate befristet gibt es zusätzlich kostenlose Probe-Abonnements für Dropbox Backup und Mylio Photos.
Das Testsystem
Die externen SSDs durchlaufen den auch für interne SSDs mit SATA, PCIe 3.0, PCIe 4.0 und PCIe 5.0 bestimmten Testparcours. In ihrer Klasse gibt es den Vergleich mit anderen portablen SSDs wie Crucial X9 Pro und X10 Pro, Samsung T5 und T9 oder Lexar SL500 und Kingston XS2000.

Der Wechsel auf PCIe 5.0 seitens der SSDs machte auch einen Wechsel des Testsystems von ComputerBase nötig. Die Wahl fiel auf AMDs aktuelle AM5-Plattform mit einem B650E-Mainboard von Asus und dem mit 65 Watt TDP antretenden 12-Kern-Prozessor Ryzen 9 7900 (Test). Der primäre M.2-Slot des Mainboards erhält PCIe 5.0 x4 direkt über die CPU. Beim Betriebssystem fand ein Umstieg auf Windows 11 statt.
- OS: Windows 11 Pro 22H2 22621.1413
- CPU: AMD Ryzen 9 7900
- Mainboard: Asus B650E-F Strix Gaming Wifi
- AMD-Chipsatztreiber 5.02.19.2221
- Nvidia GeForce-Treiber 531.29
- SoftPerfect RAMdisk 4.4
- Asus BIOS 1222
- RAM: DDR5-5200, 38-38-38-84
Die Angabe und die dauerhafte Verwendung der konkreten Version von Windows 11 sind entscheidend, denn Microsoft hat zuletzt verstärkt an der Datenträger-Leistung im Explorer gearbeitet. So erzielt die neue Plattform beim Kopieren aus der RAM-Disk auf eine sehr schnelle SSD über 6,0 GB/s, wo die alte Plattform mit denselben SSDs bei unter 2,5 GB/s an eine Grenze stieß. Auch das Kopieren auf der SSD ist mit dem neuen System und insbesondere dem aktuelleren Windows viel schneller. Die letzten inkrementellen Updates für Windows 11 22H2 brachten dabei noch mal einen deutlichen Schub gegenüber der ersten Hauptversion aus dem 4. Quartal 2022 – mit der lag das Limit im Explorer noch bei knapp unter 4,0 GB/s.
Für USB4 musste etwas Neues her
Das aus Gründen der Vergleichbarkeit unveränderliche Testsystem bietet noch kein USB4. Daher musste ein anderes System für die Tests mit maximalem Durchsatz unter USB4 herhalten. Die Tests mit USB 20 Gbps wurden noch mit dem vorherigen System (siehe oben) durchgeführt.
- Mainboard: ASRock X870E Taichi
- CPU: AMD Ryzen 7 9800X3D
- RAM: DDR5-5200, 38-38-38-84
Testergebnisse und Benchmarks
Schreibleistung (SLC-Modus)
Wie ausdauernd der SLC-Modus ausfällt, testet ComputerBase wie folgt: Eine komprimierte RAR-Datei mit 10 GB Größe wird aus einer RAM-Disk mit fortlaufender Nummer in der Dateibezeichnung so oft ohne Pause auf die leere Test-SSD geschrieben, bis die Kapazitätsgrenze erreicht ist (grün). Für jeden Kopiervorgang wird die erreichte Transferrate protokolliert. Direkt nach dem letzten Transfer werden 50 Prozent der erstellten Dateien gelöscht. Im Anschluss wird der SSD für die interne Speicherverwaltung eine halbe Stunde Ruhe gegönnt. Dann wird sie abermals mit den RAR-Dateien vollgeschrieben (gelb). Der Test soll die Abhängigkeit des SLC-Modus vom Füllgrad der SSD ermitteln bzw. aufzeigen, ob der einmal genutzte SLC-Modus sich nach Ruhephasen erholt.
Mit 730 MB/s in der Spitze erfolgte der Dauerschreibtest. Doch gibt es diese Leistung auch im leeren Neuzustand nur kurz. Immerhin rund 100 GB konnten so am Stück noch relativ flott geschrieben werden. Danach erfolgt der Einbruch auf rund 400 MB/s für die nächsten 100 GB. Werden noch mehr Daten am Stück geschrieben, fällt die Schreibrate auf etwa 325 MB/s ab. Das ist zwar immer noch besser als bei der Kingston XS1000 (Test), beim SanDisk Desk Drive (Test) oder der Samsung Portable SSD T5 (Test). Doch andere externe SSDs mit USB 3.2 Gen 2 wie die Crucial X9 Pro (Test) schaffen ihre Maximalleistung dauerhaft.
- Schwarz/Weiß: NVMe-SSDs (PCI Express 5.0, M.2)
- Rot: NVMe-SSDs (PCI Express 4.0, M.2)
- Blau: NVMe-SSDs (PCI Express 3.0, M.2)
- Grün: Externe SSDs (USB, Thunderbolt)
- Gelb: SATA-SSDs (2,5 Zoll)
Hinweis: Über die Schaltfläche oben rechts im Diagramm (+…Einträge) lassen sich weitere Ergebnisse einblenden, die zur besseren Übersicht zunächst versteckt sind.
Leseleistung
Zur Überprüfung der praktischen Leseleistung wird der Installationsordner des Spiels Shadow of the Tomb Raider (SotTR, 32 GB) auf das Testmuster kopiert und anschließend in die RAM-Disk gelesen. Das Gegenstück sollte in diesem Fall also erneut keinen Flaschenhals darstellen. Dies geschieht einmal mit völlig leerem Laufwerk und einmal praxisnah mit 80 Prozent Füllstand. Der Testlauf im leeren Zustand erfolgt 30 Minuten nach der Formatierung. Der Testlauf bei 80 Prozent wird auf dem zuerst zu 100 Prozent und dann ausgehend von 50 Prozent vollgeschriebenen Laufwerk durchgeführt, auf dem 20 Prozent gelöscht und dann 30 Minuten Pause eingelegt wurden.
Nur etwa 620 bis 700 MB/s erreicht die Seagate Ultra Compact SSD im praktischen Lesetest. Damit liegt sie nicht nur weit unter der angegebenen Spitzentransferrate von 1.000 MB/s, sondern auch unter den Erwartungen. Eine Kingston XS1000 (Test) schafft nämlich zum Beispiel die versprochenen 1.050 MB/s auch fast in der Praxis.
Kopierleistung
Als Kopiertest (Lesen + Schreiben) hat die Redaktion einen 195 GB großen Steam-Ordner mit fünf installierten Spielen auf der SSD dupliziert. Dies geschieht einmal mit völlig leerem Laufwerk und einmal praxisnah mit 80 Prozent Füllstand. Der Testlauf im leeren Zustand erfolgt 30 Minuten nach der Formatierung. Der Testlauf bei 80 Prozent wird auf dem zuerst zu 100 Prozent und dann ausgehend von 50 Prozent vollgeschriebenen Laufwerk durchgeführt, auf dem 20 Prozent gelöscht und dann 30 Minuten Pause eingelegt wurden.
Im Kopiertest landet die Ultra Compact SSD im USB-Stick-Format im unteren Mittelfeld.
Gaming-Leistung
Im ersten Teil wird fortan der DirectStorage-Benchmark (Avocados) stellvertretend für das Spiel Forspoken genutzt, da letzteres durch regelmäßige neue Versionen Probleme bei der Vergleichbarkeit machte. Im zweiten Teil wird der auf die Gaming-Leistung von Massenspeichern ausgerichtete 3DMark Storage verwendet.
In der BulkLoadDemo mit DirectStorage-API fehlt es durch die zwischenzeitliche Umstellung auf die GeForce RTX 3080 Ti (früher RTX 2080 Ti) im Testsystem an einigen Wettbewerbern. Gegen die schnelleren Modelle mit USB 3.2 Gen 2×2 hat die Seagate Ultra Compact SSD so keine Chance.
Im 3DMark Storage ist sie dann aber zumindest mit einigen Modellen ebenbürtig und kann langsame Vertreter der externen Zunft, wie die Samsung T5 (Test) oder die ältere Crucial X6 (Test) klar hinter sich lassen.
Office-Leistung
Der Quick System Drive Benchmark des PCMark 10 soll leichtere Aufgaben im Alltag widerspiegeln. Das Szenario reicht vom Schreiben, Lesen und Duplizieren von Bilddateien über die Anwendung von Adobe Illustrator und Photoshop bis Microsoft Excel.
In den Office-Benchmarks kann die Seagate Ultra Compact SSD glänzen und selbst manches Modell mit doppelt so schneller Schnittstelle übertreffen.
Theoretische Leistung
Der CrystalDiskMark hat sich quasi zum Standard-Benchmark der Branche gemausert und dient auch den SSD-Herstellern zur Ermittlung der beworbenen Leistungswerte. Wenig praxisnah, wird der Test an dieser Stelle zur Überprüfung der theoretischen Spitzenleistung verwendet.
Die von Seagate im Datenblatt versprochenen bis zu 1.000 MB/s schafft die Ultra Compact SSD beim sequenziellen Lesen (Q8T1) locker. Auch die rund 38 MB/s bei 4K Random Q1 sind kein schlechter Wert und einer „echten“ externen SSD würdig.
Im Benchmark schreibt die Seagate-SSD viel zügiger als in den Praxistests und kommt auch bei kurzer Befehlswarteschlange auf über 1.000 MB/s. Das wahlfreie Schreiben erfolgt ebenso zügig.
Temperaturen
Beim vollständigen Beschreiben dauert es gut 6 Minuten, bis die Seagate Ultra Compact SSD eine Temperatur laut Diagnosetool von 62 °C erreicht. Dieser Wert entpuppt sich als stabiles Maximum. Ob eine Drosselung der Leistung erfolgt, um diese Temperaturschwelle zu halten, lässt sich nicht genau sagen. Allerdings hat der Leistungsverlauf (Schreibleistung SLC-Modus) gezeigt, das die SSD nach 100 GB die Schreibrate bereits drastisch reduziert.
Temperatur Vollschreiben– Seagate Ultra Compact SSD 2 TB
Fazit
Die schlanken Abmessungen und der mögliche Verzicht auf ein sonst mitzuführendes Anschlusskabel machen die externe Seagate-SSD wirklich „Ultra Compact“ – der Stecker selbst sogar tendenziell ein Stück zu viel. Doch abseits dessen wird eher durchschnittliche Kost geboten. Die Leistung darf sich zwar SSD- statt USB-Stick-Niveau nennen. Doch die guten Resultate im synthetischen Benchmark halten ihr Wort in der Praxis oft nicht. Dort reicht es dann im besten Fall für die Mittelklasse. Gerade die nur 700 MB/s im praktischen Lesetest enttäuschen bei eigentlich 1.000 MB/s Potenzial.

Abschließend bleibt festzuhalten: Wer bei der Suche nach einer externen SSD auf den Komfort eines USB-Sticks nicht verzichten will, wird mit der Seagate Ultra Compact SSD fündig, darf aber nicht zu große Ansprüche an die Leistung stellen. Der Preis von aktuell 173 Euro für die getestete 2-TB-Version ist vergleichsweise hoch für eine externe SSD dieser Leistungsklasse.
- Sehr kompakt
- Benötigt kein Kabel
- IP54-Zertifizierung
- In der Praxis längst nicht so schnell wie im Benchmark
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ComputerBase hat die Ultra Compact SSD von Seagate leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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