Nach der eher durchwachsenen GeForce-GTX-200-Serie, die der Radeon-HD-5800-Reihe nicht das Wasser reichen konnte, folgte mit der GeForce GTX 480 (Test) ein neues Flaggschiff von Nvidia. Die hohe Leistung kaufte der Hersteller aber mit enormer Hitze und Lautstärke ein, die Erinnerungen an die FX 5800 Ultra aka „der Föhn“ weckten.
Eine Grafikkarte der Extreme
Die Nvidia GeForce GTX 480 basierte auf dem neuen GF100-Chip mit etwa 3 Milliarden Transistoren, der im 40-nm-Verfahren gefertigt wurde. Gegenüber der GeForce GTX 285 verdoppelte sich mit 480 die Anzahl der Shader-Einheiten, die zudem mit 1.401 statt 1.476 MHz betrieben wurden. Anders als der Vorgänger – und wie die Radeon HD 5870 – beherrschte die GeForce GTX 480 die Direct-X11-API. Nvidia vergrößerte im gleichen Atemzug den Speicher auf 1,5 GByte GDDR5, der zudem an ein relativ breites Speicher-Interface mit 384 Bit angebunden war. Daraus resultierte eine für damalige Verhältnisse sehr hohe Speicherbandbreite von 177 GByte/s. Die TDP der GeForce GTX 480 war auf 250 Watt spezifiziert, weshalb sie auf einen 6-Pin- und einen 8-Pin-PCIe-Anschluss für die Stromversorgung setzte, die zusammen 75 + 150 Watt zusätzlich zu den 75 Watt des PCIe-Steckplatzes selbst liefern konnten.
Optisch zeichnete die GeForce GTX 480 das mächtige Kühlsystem aus. Den großen Dual-Slot-Kühler schmückte eine Kühlplatte, die über der GF100-GPU platziert war und etwa die Hälfte der Grafikkarte bedeckte. Diese Kühlplatte gab bereits optisch einen ersten Hinweis auf die enorme Hitze, die Nvidia bei der GeForce GTX 480 abführen musste. Von der GPU selbst führten fünf Heatpipes die Abwärme an den Kühlkörper ab. Ein 65-mm-Radiallüfter saugte Frischluft aus dem Gehäuse an und führte sie aus dem Gehäuse heraus. Ein zweiter optischer Hinweis auf die benötigte Kühlleistung waren die zwei Lüftungsschlitze im PCB der Grafikkarte, die für mehr Luftzufuhr zu dem Lüfter sorgen sollten.
In puncto Anschlüsse standen zwei Dual-Link-DVI- sowie ein Mini-HDMI-Anschluss bereit, wobei Nvidia vollständig auf DisplayPort verzichtete. Im Vergleich zur Konkurrenz von AMD konnte die GeForce GTX 480 auch maximal zwei Monitore gleichzeitig ansprechen, sodass für ein 3D-Vision-Surround-Setup mindestens ein SLI-Gespann aus zwei Grafikkarten genutzt werden musste.
Schnell aber schrecklich
Mit der GeForce GTX 480 eroberte Nvidia die Leistungskrone zurück von AMD, die zuvor mit der Radeon HD 5870 die schnellste Single-GPU-Grafikkarte stellten. Der Vorsprung betrug im Durchschnitt jedoch lediglich 4 bis 18 Prozent, je nach gewählter Auflösung und Einstellungen. Gegenüber dem direkten Vorgänger – der GeForce GTX 285 – konnte die GeForce GTX 480 aber im Mittel um satte 50 bis 64 Prozent zulegen. Etwas differenzierter sahen die Ergebnisse speziell im Bezug auf Direct X11 aus – hier konnte die GeForce GTX 480 mit 16 bis 22 Prozent etwas mehr gegenüber der Radeon HD 5870 zulegen.
Hammerhart kam es bei den B-Noten. Hier versagte die GeForce GTX 480 auf ganzer Linie. Die Lautstärke war mit 68,5 dB(A) unter Last astronomisch hoch und übertraf selbst die Dual-GPU-Grafikkarten GeForce GTX 295 und Radeon HD 5970. Trotz dieses ohrenbetäubenden Lärms lag die GPU-Temperatur unter Last bei 93 °C und somit ebenfalls an der Spitze des Testfeldes. Kombiniert brachten diese beiden Eigenschaften dem offiziell Fermi getauften Chip den Codenamen „Thermi“ ein und weckten Assoziationen zu Nvidias GeForce FX 5800 Ultra, die oft als „Föhn“ verhöhnt wurde. Mit der Leistungsaufnahme unter Last schoss die Nvidia GeForce GTX 480 den Hattrick in den schlechtesten B-Noten und lag mit einer Leistungsaufnahme des Gesamtsystems von 452 Watt abermals an der Spitze und ließ sogar wieder die Dual-GPU-Grafikkarten hinter sich.
Fazit
Mit der GeForce GTX 480 erzielte Nvidia zwar neue Spitzenwerte in den Benchmarks und konnte AMDs Radeon HD 5870 überholen, das erkaufte der Hersteller aber teuer mit neuen Rekorden bei der Lautstärke, Temperatur und Leistungsaufnahme. Mit einem Preis von 480 Euro war die GeForce GTX 480 zudem gute 100 Euro teurer als die Radeon HD 5870, wodurch das Preis-Leistungs-Verhältnis bei der AMD Grafikkarte besser ausfiel. Wer unbedingt die schnellste Grafikkarte haben oder aus einem anderen Grund bei Nvidia einkaufen wollte, für den war die GeForce GTX 480 richtig. Allen anderen Anwendern war zumindest von dem Referenzdesign aufgrund der schrecklichen B-Noten abzuraten. Deutlich besser sah es hier bei der nur unwesentlich langsameren Radeon HD 5870 aus.
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